Schaurig schön 🙂
29. März 2020
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Achtung: Falls Ihr Spinnen, Skorpione und Schlangen nicht für faszinierende und ästhetische Tiere haltet, sondern beim Aufmacher-Bild eher Schüttelfrost bekommt und unkontrolliert das Weite suchen wollt, dann kann ich vom Weiterscrollen und -lesen nur abraten 😉

Denn heute geht es ausschließlich um diese „schaurigen“ Schönheiten. OK, ein süßer Frosch ist weiter unten auch noch dabei. Falls Ihr Euch unsicher seid, was Ihr von alledem halten sollt, dann lest gerne weiter. Vielleicht kann ich es mit meinen Bildern schaffen Euch ein klein wenig von meiner Faszination für diese zu unrecht verteufelten Tiere zu vermitteln.

Als ich vor knapp acht Jahren begann, meine Liebe zu den Schlangen endlich auch fotografisch umsetzen zu wollen, kam mir recht schnell der Gedanke, dass ich mich doch einfach mal in der Terraristik-Szene umschauen könnte. Und am nächsten lag dabei der Stammtisch der Vogelspinnen-IG Esslingen, den der Mann der Arbeitskollegin meiner Frau 2007 mit ins Leben gerufen hatte.

Volker Harport ist nicht nur begeisterter Hobby-Terrarianer und viel gefragter Ratgeber – besonders, wenn es um Ornament-Vogelspinnen geht – sondern als Zootierpfleger auch beruflich sowohl mit sehr großen, wie auch sehr kleinen Tieren bestens vertraut. Da er in einem Zoo arbeitet, mit dem ich beruflich schon häufiger zu tun hatte, kannten wir uns schon ein wenig und er lud mich ein, doch einfach mal beim Stammtisch vorbei zu schauen. Dort könnte ich sicher gut Kontakte zu einigen Schlangenhaltern knüpfen, deren Tiere ich dann evtl. auch vor die Linse nehmen könnte.

Darüber hinaus beschlossen wir nach einigen Unterhaltungen auch einmal gemeinsam auf die Suche nach heimischen Schlangen zu gehen. Aus dem einen Mal wurden schnell mehrere spannende Erlebnisse und seitdem hat sich eine tolle Freundschaft entwickelt. Da er selber zu Hause auch eine stattliche Sammlung an verschiedensten Reptilien und Wirbellosen pflegt, habe ich ihn natürlich auch zum gemeinsamen Fotografieren in seinem „Privat-Zoo“ besucht und die Ergebnisse davon möchte ich Euch heute gerne vorstellen.

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Anfangen möchte ich mit einem Klassiker der Terraristik, dem Königspython (Python regius). In der Terraristik ist diese ungiftige Schlange vor allem wegen Ihrer zahlreichen und sehr unterschiedlichen Morphen (durch gezielte und zufällige Züchtung entwickelte Farbvarianten) sehr beliebt. Im Bild oben seht Ihr ihre IMHO schönste Farbform: Die natürliche Wildform.

Königspythons sind mit max. 2m Länge die kleinsten Vertreter der Pythons und von recht sanftem Gemüt. Zwei weitere Gründe, warum sie in der Terraristik recht beliebt sind. Sie brauchen somit verhältnismäßig wenig Platz und sind gefahrlos in der Handhabung.

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Hier seht Ihr eine Rotbeinvogelspinne (Megaphobema mesomelas) aus Costa Rica im „Regen“. Der deutsche Name dieser Spinne ist übrigens nicht unbedingt sehr etabliert und die Spinnenliebhaber verwenden eigentlich fast auschließlich die wissenschaftlichen Namen (in diesem Post wie üblich jeweils in Kursiv-Schrift), da es für einige Arten gar keine Trivialnamen gibt. Ich versuche für alle „normalen“ Leser aber dennoch Trivialnamen aufzuführen, so dass hoffentlich beide Seiten zufrieden sind.

Nach Schlange und Spinne kommen wir nun zu einem weiteren Vertreter der Spinnentiere unter den Wirbellosen, den Skorpionen. Umgangsprachlich werden Spinnen und Skorpione ja gerne zu den Insekten gezählt, was sie aber nicht sind. Insekten und Spinnentiere sind zwei getrennte Bereiche (Klassen) in der Biologie, was sich schon allein durch die Anzahl der Beine – Spinnen haben acht, Insekten sechs – leicht sehen lässt. Vorausgesetzt man kann mehr als auf drei zählen 😉

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Dieses Bild zeigt den mit knapp 13cm schon recht imposanten Kaiserskorpion (Pandinus imperator) aus West- und Zentralafrika. Die Art kann bis zu 20cm (selten sogar 25cm) groß werden und kann über die Giftblase und seinen Stachel (siehe nächstes Bild) zur Verteidigung eine kleine Menge – für den Menschen recht harmloses aber sehr schmerzhaftes – Gift injizieren. Seine Beute tötet er in der Regel allerdings mit seinen kräftigen Scheren.

An der Größe der Scheren lässt sich ganz grob ablesen, wie giftig ein Skorpion ist. Je kleiner die Scheren, desto giftiger der Skorpion. Allerdings gibt es auch Ausnahmen und deshalb sollte man wie bei allen Tieren immer die Finger weg lassen, wenn man nicht ganz genau weiß, was man vor sich hat!

Da der Kaiserskorpion in der Natur leider selten geworden und deshalb eine CITES geschützte Art ist, ist es um so wichtiger, wenn er von engagierten Terrarianern wie Volker nachgezogen werden kann. Um Mutter und Jungtiere nicht zu stressen, haben wir von einer Fotosession mit den Tieren aber abgesehen, auch wenn das Brutpflegeverhalten eigentlich sehr fotogen ist, denn die Mutter trägt den Nachwuchs anfangs auf dem Rücken durch die Gegend.

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Der Grüne Baumpython (Morelia viridis) in den folgenden beiden Bildern ist eine nachtaktive Würgeschlange aus Neuginea und dem Norden Australiens. Tagsüber rollt sich die 1,5 bis 2m lange Schlange, wie im ersten Bild zu sehen, zum Schlafen auf einem Ast zusammen und wahrscheinlich könnte man ihr dabei unbemerkt den Ast unterm Hintern wegziehen.

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Sobald es aber Abend und damit dunkel wird, würde ich meine Hand nur noch ungern in ihre Nähe bringen, denn dann erwacht der Jagdinstinkt (siehe das folgende Bild) und auch wenn Pythons natürlich ungifitig sind, will man ungern von sechs Reihen – vier im Oberkiefer, zwei im Unterkiefer – sehr spitzen und wie Widerhaken geformten Zähnen erwischt werden.

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In den nächsten drei Bilder seht Ihr ein weibliches (Bild 1) und ein männliches Exemplar (Bild 2) sowie ein Jungtier der Martinique-Baumvogelspinne (Caribena versicolor), welches zusammen mit seinen Geschwistern von Volker erfolgreich nachgezogen wurden. Am Hinterleib der Mutter lässt sich schön erkennen, das sie vor kurzem einen Teil Ihrer Brennhaare abgestreift hat. Zum Glück nicht wegen uns, denn die möchte man beim Fotografieren ungern einatmen. Schön zu sehen ist auch der deutliche Unterschied in der Färbung der beiden Geschlechter.

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Weiter geht es mit der nächsten Vogelspinne, einer Lampropelma nigerrimum, für die ich leider keinen deutschen Namen finden konnte. Im englischen wird sie auch als Sangihe- oder Borneo-Black bezeichnet und Ihre Herkunft ist Indonesien. Die Tiere sind sehr leicht reizbar, weshalb Bilder wie hier in Drohstellung eher normal sind. Andere habe ich natürlich auch, aber so sieht es natürlich viel spektakulärer aus 🙂

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Jetzt ist es mal Zeit für ein, zwei Detailfotos. Hier seht Ihr die behaarten, roten Knie einer Rotknie-Vogelspinne (Brachypelma hamorii). Sie ist eine der verbreitetsten Vogelspinnen in der Terraristik und wenn Ihr schonmal eine auf der Hand hattet, war es vermutlich ein Vertreter dieser Gattung.

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Das zweite Detailbild ist ein ca. 100%-Ausschnitt aus dem Aufmacher-Bild dieses Posts und zeigt sehr schön, was 50 Megapixel an Details liefern können. Die Spinne ist eine Geschmückte Ornamentvogelspinne (Poecilotheria ornata) aus Sri Lanka. Ich finde die Details und Farben absolut faszinierend und hoffe, es geht Euch ähnlich. Zu sehen sind vor allem die beiden sog. Cheliceren oder Kieferklauen, über die alle Spinnen und ihre nahen Verwandten verfügen.

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Für alle Heavy Metal Fans gibt es noch einen weitere Ornament-Vogelspinne in Drohstellung 😉 Der wissenschaftliche Name dieser Art lautet nämlich Poecilotheria metallica. Wobei das weniger mit der gleichnamigen Band als mit der metallisch schimmernden blauen Färbung dieser wunderschönen Art zu tun hat, weshalb sie im Deutschen auch Blaue Ornament-Vogelspinne genannt wird.

Die Spinne ist aber nicht nur wunderschön gefärbt, sondern hat auch noch eine spannende Geschichte mit im Gepäck. Entdeckt wurde die Art erstmals um 1900 im Bungalow eines Eisenbahn-Ingenieurs. Da man in der Gegend dieses Fundorts in neuerer Zeit aber keine weiteren Exemplare der Art finden konnte, ging man lange davon aus, dass die Art ausgestorben sei. Erst ca. 100 Jahre später entdeckten Andrew M. Smith und  Rick West grob 100km nord-östlich davon eine Population mit einem nur 100 Quadratkilometer großen Verbreitungsgebiet. Man geht deshalb heute davon aus, dass die Spinne per Eisenbahn an den ursprünglichen Fundort gelangte und dort vermutlich nie heimisch war.

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Die nächste Spinne ist wieder eine baumbewohnende Ornamentvogelspinne, diesmal eine Poecilotheria subfusca, die im Englischen auch Ivory Ornamental genannt wird. Auf deutsch alo ungefähr Elfenbein-Ornamentvogelspinne.

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Hier seht Ihr nun endlich auch mal den Mann, der die ganzen Tiere mit so viel Enthusiasmus pflegt und züchtet. Volker beim Fotografieren der oben gezeigten Poecilotheria subfusca. Er ist ähnlich kamerascheu wie ich und versteckt sich deshalb gerne hinter seiner Kamera 😉

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Einmal habe ich ihn aber auch ohne Kamera erwischt: Beim vorsichtigen(!) Anstupsen der Spinne, um sie vom fotogenen Abspreizen der Beine zu überzeugen. Was würde ein perfektionistischer Fotograf wie ich auch ohne einen Spinnenflüsterer wie Volker machen? Auf jeden Fall keine Bilder mit so schön ausgerichteten Beinen wie das folgende Bild einer Poecilotheria miranda oder Bengal-Ornamentvogelspinne.

Und ja, ich weiß auch, dass die Spinne in der Natur eher selten so da sitzt, aber hier ging es um den fotografischen Aspekt. Bilder mit normaler Beinhaltung hatte ich da schon zu Genüge 😉

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Als letztes Spinnenbild habe ich mir noch eine schöne Besonderheit aufgehoben. Es zeigt ein weibliches Tier der Tieflandform von Poecilotheria subfusca mit Ihrem Nachwuchs. Bei dieser Art bleiben die Jungtiere sehr lange beim Muttertier, teilweise noch bis zum Schlupf der nächsten Nachkommen. Man muss aber schon genau hinschauen, um die Kleinen zu entdecken.
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Und noch ein besonderer Moment, den ich dank Volker hier festhalten durfte: Der Schlupf einer Westlichen Hakennasennatter (Heterodon nasicus) aus dem Westen Nordamerikas. Bei diesen Schlangen handelt es sich um sog. Trugnattern. Das heißt, sie verfügen, obwohl sie zu den eigentlich ungiftigen Nattern zählen, über Giftdrüsen und weiter hinten im Kiefer stehende, vergrößerte Furchenzähne, mit denen sie durch Kaubewegungen ihr für Menschen recht harmloses Gift injizieren können. Zu unterschätzen ist es aber dennoch nicht, denn in den letzten Jahren kam es nach Bissen von als harmlos eingestuften Trugnattern immer häufiger zu teils dramatischen Verläufen und ich kann auch durch Erfahrungen in meinem direkten Umfeld (nein nicht bei Volker, der ist sehr vernünftig) bei Trugnattern nur davon abraten sie mit den bloßen Händen zu „handeln“.

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Die Hauptnahrung der Hakennasennattern sind übrigens Frösche, deren Nervensystem das Gift vermutlich lähmt und deren Haut sie mit den verlängerten Furchenzähnen zum Platzen bringen können.

Und damit wären wir beim letzten Bild dieses Posts, einem Schmuckhornfrosch (Ceratophrys ornata) aus Argentinien namens Edgar. Edgar ist wie alle Schmuckhornfrösche sehr gefräßig, was seine Körpermaße, bei denen Länge, Breite und Höhe ungefähr gleich sein dürften, leicht erklärt und auch der Spitzname dieser Art leuchtet einem damit leicht ein: Pacman-Frosch 🙂

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So, der heutige Post ist mal wieder viel länger (und zeitaufwändiger) geworden, als ursprünglich geplant und ich hoffe er hat Euch allen gefallen…sofern Ihr keine Arachnophobie habt. Aber dann hättet Ihr es sicher nicht bis hier hin geschafft.

Ich freue mich wie immer über jegliches Feedback, am liebsten in den Kommentaren weiter unten! Lasst mich gerne wissen, wie Euch der Post und die Bilder gefallen habe und welches der Tiere/Bilder Ihr am schönsten findet.

Zum Abschluss noch ein kleiner Hinweis für alle Schlangenfreunde in eigener Sache: Schaut Euch mal mein eBook mit meinen besten Schlangenbildern an.

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Da ich in Emails oder im persönlichen Gespräch immer wieder nach meiner Ausrüstung oder Tipps zum Thema "sinnvolles Foto-Zubehör" gefragt werde, habe ich mir die Mühe gemacht, meine persönliche Ausrüstung zu dokumentieren. Alle unter dem Menüpunkt "Meine Ausrüstung" aufgelisteten Artikel kann ich also definitiv empfehlen. Die Liste wird regelmäßig gepflegt und aktualisiert.

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